Gründungsgeschichte

von Wilfried Link

Rekonstruktion des Gründungsgeschehens der 
Karnevals-Gesellschaft „blau-weiss“ Ratingen

 

 

Ort des Geschehens war vermutlich der Stammtisch des Gesellenvereins in der Gaststätte "Rudolf Flammer" im Herbst 1928.


(Hier befindet sich heute die Gaststätte „Zu den drei Königen“)

 

Anwesende:

Wilhelm Dahmen, Emil Elfes, Johann Giertz, Fritz Meywerk, Mathias Molitor, Karl Müller, Josef Neuhaus, Georg Roos, Paul Schilling, Hermann Schmitz, Jakob Thion, Willi Wiebusch, Johann Windeck.

 

Eines abends, im September/Oktober 1928, spricht der Wirt Rudolf Flammer , Emil Elfes an:

"Sach mal Emil, häss Du och von dem Quatsch jehöht, den die do em Ortsausschuß für Jugendpflege make wolle?"

Emil: Nee Rudi, verzäll mol.

Rudi: Na ja, die wolle bei de nächste Sitzung am 6. November (1928) beschlete, dat in denne Ratinger Vereine die dem Ortsausschuß anjeschlote sinn, kinn Karnevalsfeste mieh jefieert wede dürfe.

Emil: Dat is en Sauerei ! Un woröm nit ?? 

Rudi: Nu pass op wat ech Dech verzäll. He steht doch schon emol de Dingsbums vom Rothuus an de Thek, un dä hätt mech dat esu verzällt. Pass op, he is dä Orijinalton: Die Jugendpflege beschäftigt sich mit der körperlich, geistig und sittlich gesunden Jugend. Die Hauptarbeit der Jugendpflege für die schulentlassenen Jugendlichen abliegt dem Ortsausschuß für Jugendpflege. Er hat die Aufgabe, die Jugendpflege in den ihm angeschlossenen Vereinen zu fördern und zu beleben, insbesondere diesen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Emil: Dat ist jo schüen, äwwer wer sinn denn die „angeschlossenen Vereine?“

Rudi: Dat hann ech dem Dingsbums och jefrocht, un he hätt mech dat och jesaat. Dat wöre öwer drissich Vereine. Unsere Jeselleverein un dä Radsportclub „Diana“ sinn och dobei. Un noch jet. Vürijes Johr hann se schon zwei Vereine uut dem Ortsausschuß ruutjeschmeete weil se Karneval jefieert hann. De Drohteselsdriewer (Radsportclub) hann dat beaandracht.

Emil: Jo wenn dat so is, dann mot ech eemol met de Jonges spreke. Denn dann könne mer jo nit mieh em Jeselleverein Karneval fiere. Et Beste es, mer make selws ne Karnevalsverein op. Ob mer dat denn dürfe ??

Rudi: Woröm denn nit. De „Spiesratze“ hann sech doch och för en paar Weeck jejründet. Ihr dürft Üch dann blos nit dem Ortsausschuß für Jugendpflege anschleeße.

 

Ein paar Wochen später, Gründungsversammlung (vermutlich im Gasthaus „Flammer“). Anwesend waren alle oben aufgeführten Mitglieder des Gesellenvereins.

Hermann Schmitz übernahm das Wort: Also Jonges, sommer jetz ne Karnevalsverein jründe oder nitt ? Großes Gemurmele. Nu wat is, wer für ne eijene Karnevalsverein is, dä soll sing Hand hewe. Alle Arme kommen nach oben.

H. Schmitz: Na prima, mer sinn also all dofür. Domit hammer eenstimmig ne Karnevalsverein jejründet !

Frage aus der Menge: Wat för ne Name soll dä Verein denn hann??

H. Schm.: Na dann hätt ech jähn en paar Vörschläch von üch.
Vorschläge: Ruut-Wies, wie de Stadtfärwe ! Schwatt-Jold, wie de Jeselleverein ! Blau-Wiss sinn och schüene Färwe ! 
So ging es hin und her.

Hermann Schmitz ließ dann abstimmen. Als klarer Sieger ging der Vorschlag „Blau-Weiss“ aus der Abstimmung hervor.

H.Schm.: Also Fründe, jetz hammer ne Karnevalsverein jejründet. Mir nenne uns „Karnevalsgesellschaft Blau-Weiss“ Ratingen.

 

Aus der Versammlung: Jetz bruche mer äwwer noch ne Vörstand.

 

H.Sch.: Richtig, Fange mer mit dem Präsident an. Vörschläch bitte.

Aus der Versammlung: Hermann, du häß dat doch bis jetz jot jemaat, dann mach du doch de Präsident. Allgemeiner Beifall !

H.Sch.: Sitt ihr all dofür dat ich de Präsident maake soll ? Dann dot dä Häng hoch. Einstimmige Annahme. 

H.Sch.: Ech dank üch för üer Vertraue. Wer mäkt denn de Zeremonienmeester bzw. Prolochspreeker ?

Aus der Versammlung: Dat wör doch wat för de Fritz (Meywerk) dä kann doch dichte.

H. Sch.: Wat is Fritz, mäkst du dat ?

Fritz Meywerk: Jo, ech mak dat. Ech besorch mech och e Kostüm. 


Allgemeines Bravo-Rufen.

 

Emil Elfes: Weil mer jerad beim Kostüm sinn, wat trecke mer denn aan ? Ech schloch för, schwatte Anzoch mit en witte Chrysanthem em Knopploch, un om Kopp en schü ene blau-witte Narrenkapp met Federe draan.


- Allgemeine Zustimmung -

 

H.Sch.: Dat is ne jode Vörschlach. Sitt ihr all domit enverstange?? Dot dä Häng hoch. 


- Einstimmige Annahme -


H.Sch.: Jetz kütt dä wichtichste Posten, wer hält die Penunze tesame? Ech meen dat wör de richtije Poste för de Schorsch (Roos). 


- Allgemeines Bravo-Rufen -


H.Sch.: Na Schorsch, wat is. Willste unsere Kassierer wehde?

Georg Roos: Wenn ihr meint ich wär der Richtige, dann mache ich das.

H.Sch.: Is eener dojejen ? Stelle fest, einstimmig jewählt.

 

Nachdem noch einige andere Vorstandsposten gewählt wurden war die Vereinsgründung gelungen.

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mir Genehmigung des Verfassers.


1928
Gründungsjahr der Karnevalsgesellschaft „blau-weiss“ durch Mitglieder des kath. Gesellenvereins (heute Kolpingverein). Erste Sitzung in der Gaststätte „Zum Barbarossa“ (heute Hotel Steinbach). Erster Präsident: Hermann Schmitz.

1929
Größere Veranstaltungen im „Rheinischen Hof“. 
Gründung der Pagengarde (11 hübsche „blau-weisse“ Mädchen).

1930
Kürung des ersten Prinzenpaares: Heinrich (Heinz I.) Giertz und Thea (Venetia) Flammer. Diese blieben drei Jahre im Amt.

1934
fiel die Wahl auf Franz Horn, der als Franz I. der zweite Prinz der Blau-Weissen wurde, mit seiner Prinzessin Luise (Venetia) Gilson. Die Gesellschaft zog um in den „Strucksberg schen Saal“.

1935
Erster Rosenmontagszug in Ratingen. Im Anschluss daran ernannte Prinz Heinz I. (Wingerath mit Prinzessin Ida Krümmel) die KG blau-weiss zur Prinzengarde „blau- weiss“ 

1936
Erster Aufzug in Uniform: blaue Husaren-Röcke auf weißer Hose mit Perücken-Dreispitz und Degen.

1939
War Schluss mit Lustig. Noch nicht eingezogene Kameraden unterrichteten ihre Freunde an der Front mit den „blau-weissen Heimatklängen “ über die Geschehnisse in der Heimat. 

1947
Erste Sitzung in einer Werkshalle der Spinnweberei Cromford.

1948
Hubert Bös wird Präsident, Vorsitzender und Kommandeur wird Emil Elfes.

1951
Gründung des „Jungkadetten-Corps“. 

1954
Glanzvolle Jubiläumssitzung im Metropol-Theater. Josef Flügel wird neuer 1. Vorsitzender.

1956
Die „Drei Kaheijos“ kommen zu „blau-weiss“. Josef Leggen präsidiert für den erkrankten Hubert Bös bis ins Jahr 1957. Werner Sträßer übernimmt 1958 für 1 Jahr die Präsidentschaft.

1959
Karlheinz Reuters (Exprinz 1951/52) wird 1. Vorsitzender. 

1962
Die alten Husaren-Uniformen wurden durch neue „zackige“ Uniformen ersetzt. Neben Hubert Bös präsidiert zum 1.mal Wilfried Link (Exprinz 1960/61).

1970 
Ein Novum im Ratinger Karneval: ein Kinderelferrat mit Peter Windeck als Präsident.

1973
Großartiges 4 x 11-jähriges Jubiläum im evang. Gemeindesaal an der Angerstraße.

1974
Anschaffung der großen Bonbon-Kanone mit Lafette und Protze. Der „Blaue-Dumeklemmer-Orden“ wird erstmals verliehen.

1976
Die Prinzengarde holt die „Närrische Hitparade“ des WDR nach Ratingen in die Stadthalle. Neugründung eines Jungkadetten-Corps.

1977
Die Tingeltouren (Kneipen-Karneval) wurden aus der Taufe gehoben.

1978
Erster Auftritt des Pagettencorps (Kunstwort aus Pag innen und Kad etten ). Ebenfalls 1978 wurde der GROVA ( Gr oßer- O rdens- V erleih- A bend) ins Leben gerufen.

1979
50-jähriges Jubiläum. Das auf dem Marktplatz geplante Biwak musste wegen Schneefalls in die Stadthalle verlegt werden. Hier wurde dann in Gedanken die „Matinee der Garden“ geboren. Wilfried Link wechselte vom Präsidenten-Stuhl in das Amt des 1. Vorsitzenden als Nachfolger von Karlheinz Reuters. Neuer Präsident wurde Hans-Joachim Stippe. 1981
Erste „Matinee der Garden“ in der Stadthalle.

1983 
Im Zuge des 5x11-jährigen Jubiläums wurde das Düsseldorfer Boulevard-Theater Komödie ins Stadttheater verpflichtet.

1984 
Vorstellung des 1. Musikzuges der Prinzengarde unter der Leitung von Bernhard Blanke (Feuerwehrkapelle Velbert).

1994 
Wechsel auf dem Stuhl des Präsidenten: Hans-Joachim Stippe wird von Michael Schleicher abgelöst. Wilfried Link gibt das Amt des 1. Vorsitzenden an Hans-Hubert Bös ab. 1995 
6x11-jähriges Jubiläum. Neben dem Pagettencorps hat sich in den letzten Jahren auch eine Kinder- und Jugend-Tanzgarde gebildet. Betreut von Alexandra Hirschmann (heute Töpfer). Zum Musikzug kommt nun auch noch ein Tambourcorps (St. Seb. Bruderschaft Lintorf) unter Leitung von Herbert Fadum.

1996 
seit dem 11.11. spielt das St. Sebastianus-Tambourkorps der Tiefenbroicher Bruderschaft für die Garde. Die Kapelle Peter Bosch spielt als Musikzug.

1998 
Wechsel im Amt des 1. Vorsitzenden: Frank Schopshoff wird Nachfolger von Hans-Hubert Bös.

2000 
Erstmals wird unter dem Namen „Weiberparty“ eine Damensitzung in der Stadthalle geboten. Der Elferrat bestand und besteht aus Ex-Prinzessinnen.

2003
Indienststellung einer echten Gulasch-Kanone mit "Koch".

2005
In der Gaststätte "Europäischer Hof" wir erstmals ein Treffen von Prinzenpaaren aus Nah und Fern durchgeführt.

2007
wird das "Corps a la Suite" ( frz. Gefolge, wurde im 18. u. 19.Jh. beim Militär als "ohne dienstliche Aufgaben") gegründet.

2008
Innerhalb des uniformierten Corps gründet sich das 1.Männer-Tanzcorps, die ANGER-ELFEN.
Erster Leiter ( Angerelfen-König) Peter Nowak.
 
2009
Wechsel auf dem Stuhl des 1.Vorsitzenden: Mark Oberwinster wird Nachfolger von Frank Schopshoff.
Außerdem wird im aktiven Corps der erste Corps-Adjutant eingeführt, Christian Westphal übernimmt diese Aufgabe.
 
2010
seit der Session 2010 spielt das Tambour-Corps " Barbarossa " aus Düsseldorf-Kaiserswerth unter der Leitung von Gregor Henrichs für die Prinzengarde "blau weiss".
 
2011
Wechsel im Amt des Kommandeurs: Holger Mühlsteff wird Nachfolger von Jörg Töpfer.
Rüdiger Matyssek wird stellv. Kommandeur.
Lisa Rogalla wird Pagettenkommandeurin.
Jörg Töpfer wurde nach seinem Amtswechsel zum Ehren-Kommandeur ernannt.
 
2013
Wechsel im Amt des 1.Präsidenten:
Alexander Bös wird Nachfolger von Michael Schleicher der 19 Jahre Präsident der Prinzengarde blau weiss war.
Carsten Becker übernimmt das Amt des 2.Präsidenten.
Auch das Amt des 1.Zeugwarts wurde geändert. Damir Tolksdorf wird Nachfolger von Peter Nowak.
Jennifer Walter wird Pagettensrecher.

 

 
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verfassers.
Von Wilfried Link